Die Überreste des Pühalepa Wirtshauses

Pühalepa küla, Hiiumaa vald

Die Ruine der Pühalepa-”Kirchentaverne” ist ein schönes Beispiel für den alten Brauch, wonach sich direkt gegenüber der Kirche eine Schenke befand. Das Gebäude wurde bereits im Jahre 1529 erwähnt, ist aber wahrscheinlich noch älter. Das Gasthaus liegt an der einst wichtigsten Kreuzung von Ost-Hiiumaa: Die südliche Straße führte von der Kirche und dem Herrenhaus zum südlichen Teil der Insel, die nördliche zum Hafen von Vahtrepa, die östliche nach Valipe und Sarve und die Weststraße nach Suuresadama und den dahinter liegenden Dörfern. Im Laufe der Zeit wurde die Querstraße zum Herrenhaus verlegt, heute gibt es eine große Abzweigung der Straßen einen halben Kilometer östlich der Ruinen des Gasthauses an der Straßenkreuzung Vahtrepa. Die Dimensionen des Wirtshausgebäudes waren durchaus beachtlich: Länge 37,5 m, Breite 14,7 m, (Gesamtfläche des Gebäudes 552 m²). Nach dem Brand des Herrenhauses von Pühalepa Ende des 16. Jahrhunderts war die Taverne zeitweilig Sitz des Landvogts von Hiiumaa. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts gingen die Einnahmen aus dem Gasthof an den Kirchenherrn. Die meiste Zeit seines Bestehens gehörte die Schenke jedoch dem Herrenhaus Suuremõisa, zu dessen Einnahmequellen das spektakuläre Wodkabrennen und das Wodkageschäft mit der russischen Krone gehörte – in seiner Blütezeit produzierte das Herrenhaus 22 Fässer Wodka pro Woche. Das Herrenhaus hatte 12 Wirtshäuser, heute sind nur noch die Ruinen der Pühalepa-Schenke erhalten. Der letzte größere Umbau des Wirtshauses erfolgte im 19. Jahrhundert, die letzte kleinere Anpassung in den 1930er Jahren. Dann bekam der Wirtshausraum einen Holzboden und große Fenster. Die Küche war in der Ecke der großen Wirtsstube. Hinter der Wirtsstube waren zwei Kammern. Die Schenke wurde Ende der 1930er Jahre geschlossen. Während des Zweiten Weltkriegs hatten deutsche Truppen hier eine medizinische Einrichtung. Das alte Wirtshausgebäude wurde bis 1956 als Wohnhaus genutzt, danach stand das Gebäude leer und verfiel.

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